Spart Wasser und Bentonit

Recycling-Power für Bohrschlämme

Tettnang (ABZ). – So nachhaltig kann Horizontalbohrtechnik (HDD) sein: Auf einer Baustelle in Tettnang, Baden-Württemberg, hat die Max Wild GmbH insgesamt 6700 laufende Meter an neuen Wasserleitungen verlegt – und das nach eigenen Angaben besonders ressourcenschonend.
Max Wild Horizontal-Bohrsysteme Recyclingtechnik
Im Inneren des Mudcleaner Trucks leistet die Recyclinganlage laut Hersteller die gesamte Aufbereitung des Bohrschlamms im HDD-Verfahren. Foto: Max Wild

Denn die "Profis ohne Grenzen" setzen auf Bohrschlamm-Recycling im großen Stil. Aufgrund des aufbereiteten Bohrschlamms wurden laut Unternehmensangaben auf der Baustelle rund 2.600 m³ Frischwasser und 35 t Bentonit eingespart. Möglich mache das eine Inhouse-Innovation von Max Wild: der Mudcleaner Truck. Als mobile Recycling-Lösung arbeitet der Lkw Bohrschlämme aus dem HDD-Verfahren sowie aus Geothermie-Bohrungen nachhaltig und kosteneffizient auf.

Weniger Wasser und Abfall

Die Mudcleaner-Technologie ist eine Inhouse-Innovation von Max Wild und verspricht besonders nachhaltige Horizontalbohrungen aufgrund effizientem Bohrschlamm-Recycling: 90 % weniger Wasserverbrauch, 90 % weniger Abfall und 90 %weniger Recycling- und Transportkosten sollen so im Durschnitt bei HDD- und Geothermie-Bohrungen anfallen. Der Mudcleaner Truck sei ein echtes Allround-Talent für den Einsatz auf der Baustelle. Als Recycling-Mobil arbeitet der Lkw Bohrschlämme direkt vor Ort auf der Baustelle auf. Der Mudcleaner Truck arbeite dabei dreifach nachhaltig: Das Prozesswasser für das HDD-Verfahren wird recycelt, die Menge des zu entsorgenden Materials werde reduziert und somit auch die Transportfahrten zu den Deponien.

Sein Recycling-Potenzial hat der Mudcleaner Truck auch auf einer Baustelle im baden-württembergischen Tettnang gezeigt. Insgesamt 6.700 laufende Meter neue Wasserleitungen hat Max Wild dort im Auftrag des Zweckverbands Haslach verlegt, und zwar im Horizontalbohrverfahren. Verlegt wurden Rohrleitungen in den Durchmessern DA 40, DA 63, DA 125, DA 160 und DA 225. Auf der Baustelle hat der Mudcleaner Truck 4.140 m³ Bohrschlamm aufbereitet, wodurch dem Unternehmen zufolge rund 2.600 m³ Frischwasser und 35 t Bentonit eingespart worden sind – gegenüber einer herkömmlichen Bohrung ohne Recycling.

Mittels der gesteuerten Horizontalbohrtechnik sollen unterirdisch Leitungen für Öl, Gas, Strom, Telekommunikation oder eben wie in Tettnang – Wasser – verlegt werden können. Vorteil laut Max Wild von HDD: Als minimalinvasives und grabenloses Verfahren ist es besonders elegant und schonend, was bestehende Infrastruktur und örtliche Ökosysteme betrifft, da der Aufbruch von Straßen und Aushubarbeiten entfallen. Davon profitierten auch die Anwohner und Grundstücksbesitzer in Tettnang, die nur minimale Eingriffe auf einigen Grundstücken in Kauf nehmen mussten, so der Hersteller. Lediglich eine kleine Start- und Zielgrube seien nötig gewesen, der Rest verlief grabenlos.

Eine HDD-Bohrung umfasst typischerweise drei Schritte: Im ersten Arbeitsschritt, der so genannten Pilotbohrung, strebt der Bohrkopf auf einer genau berechneten Route durch das Erdreich. Die Ortung erfolgt über eine spezielle Sonde, sodass bestehende Leitungen, Baumwurzeln oder andere Hindernisse gezielt umfahren werden können. Im zweiten Arbeitsschritt, der Räumung, wird das Bohrloch auf den benötigten Durchmesser ausgeweitet. Der dritte und letzte Arbeitsschritt ist schließlich das Einziehen der Leitungen.

Bohrkanal stabilisieren

Kehrseite der Horizontalbohrtechnik ist der hohe Wasser- und Bentonitverbrauch. Denn im Zuge der Bohrungen wird in allen drei Schritten eine Bentonit-Bohrspülung, ein Gemisch aus Wasser und Bentonit, zum Bohrkopf gepumpt. Sie ist notwendig, um den Bohrkanal zu stabilisieren, den Bohrkopf zu kühlen und sie dient zudem als Schmiermittel. "Auch wenn die Bentonit-Bohrspülung sehr ressourcenintensiv ist, können wir im HDD-Verfahren darauf nicht verzichten", erklärt Christian Wild, einer der Geschäftsführer der Max Wild GmbH. "Aber wir können die Ressourcen aus dem Bohrschlamm so effizient wie möglich recyceln und wiederverwenden. Genau hier setzt unser Mudcleaner Truck an", so Christian Wild weiter.

Mit dem Mudcleaner Truck könne das Prozesswasser für die HDD-Bohrungen mehrfach verwendet werden. "Wenn man überlegt, dass wir um einen Liter Boden auszuheben, zwischen fünf und zehn Liter Wasser benötigen, liegt darin ein enormes Einsparpotenzial", betont Josef Schad, Oberbauleiter Horizontalbohrtechnik und Pressbohren bei der Max Wild GmbH. Dieses Einsparpotenzial habe der Mudcleaner Truck auch auf der Baustelle in Tettnang voll ausgeschöpft: Statt circa 2.900 m³ Frischwasser – die üblicherweise für eine HDD-Bohrung dieses Ausmaßes angefallen wären – seinen durch den Einsatz des Mudcleaner Trucks 291 m³ Frischwasser benötigt worden. Das ist eine Wassereinsparung um rund 2.600 m³ Frischwasser beziehungsweise knapp 90 %.

Bentonit, als Teil der Bohrspülung, ist eine Mischung aus unterschiedlichen Tonmineralien mit Montmorillonit als Hauptbestandteil. Dieser Rohstoff wird vorwiegend in Griechenland und der Türkei abgebaut und in den Niederlanden verarbeitet, bevor er in Deutschland für HDD-Verfahren zum Einsatz kommt. Als wertvolle Ressource mit einem langen Transportweg wirke sich eine Einsparung von Bentonit positiv auf die Umwelt und das Klima aus. Auf der Baustelle in Tettnang wurden nach Berechnungen von Max Wild insgesamt 35 t Bentonit eingespart, im Vergleich zu einer herkömmlichen HDD-Bohrung ohne Recycling-Lkw.

Der nach der HDD-Bohrung anfallende Bohrschlamm besteht aus der Bohrspülung (Wasser und Bentonit) sowie dem gelösten Erdreich, den so genannten Cuttings. Der Bohrschlamm wird laut Kreislaufwirtschaftsgesetz als Abfall eingestuft und muss entweder ordnungsgemäß recycelt oder kostenpflichtig entsorgt werden. Seine Entsorgung auf speziellen Recyclingplätzen ist inzwischen strengstens geregelt. Der Mudcleaner Truck reduziere die Menge des zu entsorgenden Abfalls im Durchschnitt um 90 %. Beim Verlegen der neuen Wasserleitungen in Tettnang wären in Summe 4140 m³ Bohrschlamm angefallen, davon seien 3.760 m³ durch Recycling mit dem Mudcleaner Truck eingespart worden. Am Ende sind laut Unternehmen auf der Baustelle so 380 m³ Bohrschlamm angefallen, die in einer stationären Anlage mithilfe von Flockungsmittel aufbereitet wurden.

Monetär bemerkbar

Der Recycling-Lkw von Max Wild schone so nicht nur die Umwelt, sondern auch das Baustellen-Budget. Geht man von einer ein Kilometer langen Bohrtrasse mit einem Rohrdurchmesser von 250 mm und einer maximalen Bohrungslänge von 200 m aus, fallen bis zu 863 m³ Bohrschlamm und somit Abfall an. Mit dem Mudcleaner Truck lasse sich dieser Abfall auf rund 89 m³ reduzieren. Bei der Entsorgung macht sich das auch monetär bemerkbar: Statt rund 100.000 Euro fallen so in diesem Beispiel nur 10.800 Euro für die fachgerechte Entsorgung des Bohrschlamms an – knapp ein Zehntel der ursprünglichen Kosten, berechnet der Hersteller.

Der Mudcleaner Truck ist ein wendiger 2- beziehungsweise 3-Achser und als Gesamtzugkonzept von Lkw und Bohranlage konzipiert. Die Recyclinganlage befindet sich auf der Ladefläche des Lkw und leistet die gesamte Aufbereitung des Bohrschlamms. Die Inhouse-Innovation von Max Wild bediene sich bekannter Komponenten wie Zentrifugen, Rüttelsieben und Recyclingstationen. Neu ist Max Wild zufolge: All diese Komponenten kommunizieren mittels einer eigens entwickelten Steuerung effizient miteinander, was eine emissionsmindernde und ressourcenschonende Aufbereitung des Bohrschlamms ermöglicht. Der Recycling-Prozess im Mudcleaner Truck läuft automatisch, wird detailliert über ein Display dargestellt und ist von jeder Bohranlage aus steuerbar. Als Recycling-Lkw soll der Mudcleaner Truck die Lösung für Unternehmen mit bis mittleren HDD-Projekten mit einem Durchsatz bis zu 180 m³ am Tag sein.

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